Erlebnispornographie by Mimi & Käthe

Erlebnispornographie by Mimi & Käthe

Autor:Mimi & Käthe,
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-Heyne TB
veröffentlicht: 2016-06-29T04:00:00+00:00


Kippenpause: Release Your Inner Sex God

Käthe stellt fest: Wem Sexiness fehlt, den können selbst Bärte nicht retten.

Sexiness ist etwas Wunderbares. Die unterschiedlichsten Typen haben sie oder haben sie nicht. Marilyn Monroe hatte sie, Angelina Jolie hat sie, Johnny Depp hatte sie mal, bevor er ein komischer Kauz wurde. Und diverse wunderschöne und fitnessstudiogestählte, aber schrecklich fade It-Girls und -Boys beweisen: Sexiness hat nur sehr bedingt mit den weiblichen Maßen Neunzigplus-sechzig-neunzig und einem männlichen Knackarsch inklusive ansehnlichem Schwengel zu tun. Sexiness kommt wie Schönheit ab einem gewissen Alter von innen.

Es ist Dienstag, ich stapfe gegen dreizehn Uhr ungeschminkt und in Schlunzklamotten durch meinen Kiez, um meinen Lieblingsdrogeriemarkt aufzusuchen. Aus dem Augenwinkel sehe ich einen für Berlin typischen McFit-Asi (nachfolgend MFA genannt) die Straße überqueren. Wie die meisten seiner Art ist auch er unterdurchschnittlich groß, überdurchschnittlich breit, und sein Teint befindet sich aufgrund zu hoch dosierter Karotinkapseln in Verbindung mit Klapp-Karibik-Dauerkarte in einer schlimmen Orangekrise.

Er trägt natürlich eine Sporttasche in der rechten Hand und den Arm der Sporttaschenhand wegen eingebildeter, krass großer Muskulatur im Dreiundsechzig-Grad-Winkel vom Körper abgespreizt. Sein bewusst rhythmischer R’n’B-Gang lässt für niemanden auf der Straße die Frage offen, wer hier wen zum Candyshop wegen dieser Lollipopsache taken wird. Mit genauso viel Überheblichkeit im Gesicht wie Gel in seinen Haaren schlendert er grinsend auf mich zu. Wie ich das leiden kann. Von null auf hundertachtzig in unter zwei Sekunden.

Ich würdige ihn bewusst keines Blickes, als er an mir vorbei-ushert, da ich zum einen keine Lust verspüre, ein zweites Mal in diese Großkotzvisage zu gucken und dies zum anderen eh nur dazu führen würde, dass er sich blickbestätigt fühlt. Das gönne ich dem Luftpumpenprinzen nicht. Nicht mal eingebildete Blickbestätigung.

Irgendwo hinter mir höre ich eine männliche Stimme mehrmals laut rumblöken, und kurz darauf tippt mir jemand auf die Schulter.

MFA: »Eeeeeeeey Schönheit, watte do ma! Isch ruf disch die ganze Zeit, ey!«

Meine Lippen sind versiegelt, während ich ihn angucke.

MFA: »Weißu hier ’ne Shishabar, wo man günstisch frühstücken kann?«

Ich: »Nö.«

MFA: »Ey Schönheit, watte do ma! Isch laddisch ein!«

Ich: »Ich frühstücke nicht günstig.«

Jeder, der mich kennt, weiß, dass das Hauptproblem an dieser Einladung weder das Wort »günstig« war noch die Tatsache, dass diese von einem überheblichen Oompaloompa ausgesprochen wurde.

Ins absolute, unwiderrufliche Aus hat er sich mit »Schönheit« katapultiert. Gibt es denn wirklich Frauen, denen man bei erster Kontaktaufnahme damit schmeicheln kann? Frauen, die nach »Ey Schönheit«, »Süße«, »Beauty« oder »Göttin« ihr Glück gar nicht richtig fassen können? Die sich ihren gerade erworbenen Schönheitstitel mit einem kichernden »Aaaach, laber nisch! Das sagst du doch bestimmt zu allen« noch mal bestätigen lassen?

Doch zurück zum MFA. Entgegen seinem Gehabe gehört er eindeutig nicht zu den Menschen der sexy Sorte, auch wenn er bei seiner Mutter schwören würde, sehr wohl eine Menge Sexiness zu besitzen.

Sexy zu sein bedeutet nämlich nicht, dass man sich selbst immens geil findet oder dass man ein vermeintlich hübsches Antlitz durch die Gegend trägt. Sexiness ist keine bestimmte Eigenschaft, und Sexiness kann man nicht erben. Wer sexy ist, der vereinigt bestimmte Fähigkeiten und Verhaltensweisen, mit denen er andere Menschen in seinen Bann ziehen und ein Will-mit-dir-Gefühl generieren kann.



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